Meine 9-jährige Tochter verbringt im Winter viel Zeit im Schnee. Oft an ihrem Lieblingslift mit den Skiern. Mindestens genau so viel Zeit verbringt sie aber auch am Rodelhügel hinter dem Haus. Ihr ständiger Begleiter – ein roter Zipfelbob. Für alle, die jetzt nicht wissen was ein Zipfelbob ist, möchte ich es kurz erklären. Der Zipfelbob wird seit 1976 fast ohne Veränderungen produziert. Er besteht aus hartem Plastik und ist eigentlich nicht kaputt zu bekommen
Abgeschaut von einer alten Kohlenschaufel, mit welcher man früher, den Stiel voraus, über den Schnee rutschte. Der Zipfelbob besteht aus einer kleinen Sitzfläche sowie einem Haltegriff, der zwischen die Beine genommen wird und als Bremse aber auch zugleich - unterstützt durch die Füße - als Steuerhebel dient. Auch wir hatten als Kinder einen roten Zipfelbob. Und so ist es auch heute noch. Ich glaube alle in Emmas Klasse haben einen.
Auf der Fahrt mit dem Walserbus nach Mittelberg setzt sich eine ältere Dame neben Emma und fragt, was sie denn da dabei hat. Emma erzählt ihr, dass das ein Zipfebob. Der schnellste, beste und unverwüstlichste Bob der Welt ist. Und dass es sogar Weltmeisterschaften damit gibt. Die ältere Dame schaut genauso ungläubig wie ich.
Als wir aussteigen sage ich zu Emma: „Du kannst den Leuten doch nicht solche Bären aufbinden Emma!“ Emma bleibt stehen und schaut mich streng an. „Das ist doch nicht gelogen. Ich habe letzte Woche einen Bericht im Fernsehen gesehen. Es gibt wirklich Weltmeisterschaften im Zipfelbob fahren!" Da soll noch einmal jemand sagen Fernsehen macht blöd! Wir verbringen einige Zeit auf der Rodelbahn hinter der Mittelberger Kirche - Emma hat echt eine gute Technik und sie ist extrem schnell mit dem Bob. Aber vielleicht habe ich eine Chance und kann Ihre gute Technik durch mein Gewicht ausgleichen - das wird spannend!
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Wir machen uns auf den Weg zur Rodelbahn im Wäldele. Emma ist nicht sehr begeistert, denn mit Liftunterstützung macht es natürlich schon mehr Spaß nach oben zu kommen. Aber da ziehe ich meinen Joker! Da wir mit dem Bus unterwegs sind , steigen wir einfach eine Haltestelle weiter oben im Wäldele aus und sind direkt am Start der Rodelbahn. Emma ist begeistert.
„So Papa, dann wollen wir mal sehen, was du heute gelernt hast“. Mittlerweile bin ich schon ein bisschen über den Sitzrand des Rodels hinausgewachsen und die ganze Zeit die Beine vor dem Körper in der Luft zu halten, um nicht unnötig zu bremsen fällt mir schwer. Aber versprochen ist versprochen!
Ich gebe das Startzeichen – auf die Plätze – fertig – LOS!
Emma läuft an wie die Rodler im Eiskanal und hüpft auf ihren Bob, ich krabbele - eher wie ein müder Käfer, den es auf den Rücken geworfen hat - und versuche Schwung zu bekommen. Emma schaut sich noch kurz um und ruft mir was zu, aber ich kann es nicht mehr verstehen. Weg ist sie. Als ich nach ein paar Minuten im Ziel ankomme krümmt sie sich vor Lachen. „Papa, da müssen wir aber noch viel trainieren, wenn du mal Weltmeister werden willst!“
Text: Elmar Müller
Bilder: Elmar Müller und Andi Mayr