Aufgrund der bundesweit verschärften Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus muss die IgluLodge in diesem Winter leider geschlossen bleiben.
Gesagt, getan: Ich klicke mich auf der Suche nach einem passenden Angebot durch die Website des Igluhotels, während mich ein leichter Schauer überläuft. Na immerhin hat es in den Iglus so um die zwei Grad Celsius, Steiffrieren ist dann doch eher ausgeschlossen. Volltreffer: Ich habe das Package "Birthday Special" entdeckt und entscheide mich für die Variante in der Iglu-Suite. Kurz darauf finde ich die Buchungsbestätigung samt Packliste in meinem Posteingang. Meinem Liebsten erzähle ich irgendwas von Wellness im Allgäu, der ahnt nichts und freut sich schon mal.
Mein Mann staunt nicht schlecht, als ich zwei Rucksäcke ins Auto packe. So süß, er ahnt nichts. Als wir unser Auto in der Tiefgarage in der Nähe der Nebelhornbahn parken, wirkt er etwas ratlos, folgt mir aber zur und in die Bahn, die uns rasch hinauf zur Bergstation bringt. Spätestens jetzt ist klar: Das wird kein Wellness-Wochenende. Um 16:15 treffen wir im Bergrestaurant der Station Höfatsblick auf die anderen Nachwuchs-Eskimos und unseren Iglu-Guide. Und schon geht's los mit dem Spaß! Wer möchte, legt die 200 Meter von der Bergstation zur Iglu-Lodge mit dem "Flying Pinguin" zurück. Wer keine Lust auf das luftige Abenteuer hat, geht einfach zu Fuß - den Weg nehmen auch unsere Rucksäcke.
Erst mal schauen und staunen: Das Iglu-Dorf am Nebelhorn besteht aus 15 Schlafiglus, jeder davon 2,80 Meter hoch und 4 Meter im Durchmesser. Dann sind da noch drei große Iglus mit einem Durchmesser von jeweils 8,5 Metern, die durch Gänge verbunden sind. Drinnen finden sich Restaurant, Bar, Chill-Out-Lounge, Küche und das Iglu der Guides, die rund um die Uhr für das Wohl und die Sicherheit der Gäste sorgen.
Wir bekommen einen Willkommenstrunk und ich spüre, wie sich in meinem Bauch wohlige Wärme ausbreitet. Die werde ich wohl auch noch brauchen. Unsere Suite ist der absolute Hammer: Die Wand ziert ein aus dem Eis gehauenes Relief, das das Tadj-Mahal zeigt, die Lichtstimmung ist atemberaubend. Die Flasche Piccolo ist - wen wundert's? - bestens gekühlt und wir kommen schon recht fröhlich zur Sonnenuntergangswanderung.
Das Wetter ist toll, wir genießen die beeindruckende Aussicht auf nicht weniger als 400 Alpengipfel! Langsam senkt sich die Sonne, das tiefe Blau am Himmel geht in leuchtendes Rot-Orange über. Bei aller Schönheit möchte ich jetzt wissen, wie das Iglu-Dorf im Allgäu eigentlich gebaut wird. Unser Guide erklärt mir, dass dieses Eishotel in jedem Dezember neu errichtet wird. Aufblasbare Ballone werden mit Hilfe von Schneefräsen und Pistenraupen mit Schnee überbaut. "Keine Angst", meint er noch, "die Iglus sind so stabil wie eine alte Römerbrücke, da kannst du mit dem Pistenbully drüberfahren!" Glaub ich das auch noch. Als wir zum Restaurant-Iglu zurückkommen, dringt schon ein verheißungsvoller Duft aus dem Schneeloch. Wir machen es uns auf den mit Rentierfellen belegten Hockern gemütlich und betrachten auch hier die kunstvollen Reliefs. Beim Anblick des Allgäuer Käsefondues läuft uns das Wasser im Mund zusammen!
Nach dem reichlichen Abendessen genießen wir den ganz besonderen Vorteil unserer Iglu-Suite: Wir haben unseren privaten Whirlpool! Statt einer Dusche benützen wir den bereitliegenden Hygienehandschuh, bevor wir ins wohlig-warme Nass hüpfen. Die Sonne ist schon längst hinter den Bergen verschwunden und in der klaren Nacht breitet sich über uns ein unglaublich weiter und heller Sternenhimmel aus. Mein Schatz ist in seinem Element, als alter Seefahrer kennt er die Sterne und er versichert mir, dass er die Milchstraße in solcher Strahlkraft zum letzten Mal in der Karibik gesehen hat. Übrigens: Bei minus 5 Grad Celsius Außentemperatur ist eine Bade-Mütze eine echte Wohltat. Packliste sei Dank haben wir die richtigen und vor allem warmen Anziehsachen dabei.
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Davon sind wir noch immer begeistert: Pünktlich um Mitternacht, also am Beginn des Geburtstags, bringen die Guides einen kleinen Geburtstagskuchen und singen meiner besseren Hälfte ein Ständchen! In dieser Stille hoch oben auf dem Berg, umgeben von tiefer Nacht, leuchten die Kerzen ganz besonders hell: So kann das neue Lebensjahr beginnen! Nach all den Erlebnissen dieses Abends bereiten wir uns auf die Nacht im Iglu vor: Wir schlüpfen (wie empfohlen) in warme Skiunterwäsche, die Unterwäsche für den nächsten Tag verstauen wir am Fußende im Expeditions-Schlafsack, damit die am nächsten Morgen nicht so kalt ist. Auf dem Eisbett liegen eine Schaumstoffmatratze und Rentierfelle. Die Mütze bleibt auf. Vom Whirlpool gut durchwärmt, stoßen wir mit einem Schnaps auf den Geburtstag an, bevor wir uns fest einkuscheln - und tatsächlich gleich einschlafen.
Viel zu schnell ist die Nacht vorbei und vor uns steht jeweils eine Tasse mit duftendem, heißem Tee. Wir haben nicht gefroren, ganz im Gegenteil. Der Expeditions-Schlafsack ist superwarm, vermutlich hat auch das Käsefondue ausreichend Energie für die Polarnacht geliefert. Nach einem Stopp im Sanitärcontainer (ja, so heißt das!) geht es samt Rucksack die 200 Meter zurück zum Bergrestaurant Höfatsblick, wo uns neben einem bestens gefüllten Frühstücksbuffet auch angenehm warme Raumluft empfängt. Ich frage unseren Guide nach Gästen, die ihm besonders im Gedächtnis geblieben sind. "Das Mädel mit Röhrenjeans, Pelzjäckchen und 12 Zentimeter-High Heels war schon speziell", meint er verschmitzt, "aber für solche Fälle haben wir ausreichend warme Kleidung parat". Am meisten berührt hat ihn die 82-jährige Dame, die sich die Nacht im Eishotel gewünscht hatte. "Das wollte sie unbedingt noch erleben", erinnert sich unser Guide, "am Ende hat sie sich von allen mit Handschlag verabschiedet. Wir hatten Tränen in den Augen, so rührend war das!"
Auch für uns heißt es jetzt Abschied nehmen und ins Tal zurückkehren. Das geht nach der Übernachtung in der IgluLodge am Nebelhorn auf recht unterschiedliche Weise. Mein Mann fährt mit der Seilbahn bis zur Mittelstation Seealpe, von dort will er gemeinsam mit anderen Gästen auf der Rodelbahn abwärts brettern. Manche Iglufans haben Skier dabei und fahren auf der Piste ab. Ich erfülle mir einen lang gehegten Traum - ich fliege mit dem Gleitschirm ins Tal! Nicht allein, sondern mit einem erfahrenen Piloten, der mir hoffentlich nicht ansieht, wie der Adrenalinspiegel steigt. Nach einer Einweisung kommt die schwerste Übung: ein paar Schritte laufen und dann … ich fliege! In der Thermik geht es auf- und abwärts, ich fühle mich wie Ikarus, allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass ich nach einer atemberaubenden halben Stunde sicher auf der Erde lande. Voll mit unvergesslichen Eindrücken, leuchtenden Augen und roten Nasen gehen wir zum Auto zurück. Diese Überraschung ist wirklich gelungen! Nach der Vorlage bin ich ab sofort gespannt, was mich an meinem Geburtstag erwartet.
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E-Mail: info@iglu-lodge.de
Telefon: +49 8321 800300
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Bilder: IgluLodge | Allgäu Events GmbH