Die einen carven, die anderen stapeln, die einen schwingen, die anderen schwitzen. Die Pisten an Fellhorn und Kanzelwand füllen sich am späten Morgen, gestärkt vom Frühstück genießen Skifahrer und Snowboarder die frisch präparierten Pisten. Von Hunger keine Spur. Noch!
Aber wenn der Hunger kommt, muss alles vorbereitet sein. Dann müssen Armin Meitinger und sein Team hinter den Kulissen bereits gut gearbeitet haben. Denn es reicht ja nicht, dass die Köche in den Bergrestaurants am Herd zaubern. Daher die Frage an Armin Meitinger, den Gastro-Leiter der Bergrestaurants am Fellhorn: „Wie kommt eigentlich das Schnitzel auf den Berg?“
Mittagszeit: Familie Schultz lässt es sich schmecken. Während sie und viele weitere Skifahrer den Morgen auf den Pisten genossen haben und nun mit Wohlbehagen ihr Mittagessen genießen, waren andere hinter den Kulissen bereits sehr fleißig. Denn von ganz alleine kommen weder Pommes noch Kotelett, Bier oder Limonade hoch hinauf auf die Berge, wo die durstigen und hungrigen Wintersportler warten.
Doch lassen wir Armin Meitinger zu Wort kommen: „Das ist jeden Tag“, erzählt der 50-jährige Unterallgäuer, „eine logistische Herausforderung.“ Bis zu einer Tonne muss täglich vom Tal auf den Berg transportiert werden. Dafür gibt es ja die Bergbahn. „Dazu haben wir nur ein kleines Zeitfenster von rund 20 Minuten“, erzählt er. Denn genau eine Fahrt mit der großen Kabine der Fellhornbahn ist dem Transport am frühen Morgen vorbehalten.
Und dann muss aber alles klappen wie am Schnürchen und Hand in Hand gehen. „Dann muss der Lieferant zur Stelle sein, dann müssen Gemüse und Fleisch und alles, was wir sonst so brauchen, bereit stehen.“ Das tut es freilich nicht immer. Mal bremst ein Verkehrstau den Nachschub, mal tritt ein anderes Problem auf. Aber die findigen Bergbahner und Gastrofachleute haben für den Fall der Fälle vorgesorgt: Ist der Lieferant nicht pünktlich, also nicht just in time zur Stelle, wird die Ware an der Talstation zwischengelagert.
„Dafür haben wir dort ein eigenes Kühlhaus errichtet“, berichtet Meitinger, der seine Lieferungen per Mail oder telefonisch bestellt und dabei großen Wert auf regionale Produkte und heimische Produzenten legt.
Zur logistischen Hochform laufen er und seine Mitarbeiter vor allem im Winter auf, wenn sie nicht nur im großen Restaurant an der Mittelstation und in der Bergstation ihre Gäste verwöhnen. Denn während der Skisaison müssen sie mit dem Balzplatz und der Alpe Obere Bierenwang auch noch zwei gastronomische Außenstellen mitversorgen.
So starten täglich am frühen Abend, wenn die Wintersportler bereits im Tal sind, an der Fellhorn-Mittelstation Pistenraupen mit speziellen Transportboxen. Darin befindet sich alles, was in den beiden Ablegern für den nächsten Tag gebraucht wird – vom Bierfass bis zum Bierdeckel. Auf dem Rückweg transportieren sie dann Leergut und Abfall. Bis zu 800 Kilogramm werden so jeden Tag hin und her befördert.
Kann man eigentlich nicht Vorräte im Sommer auf den Bergen einlagern? Man kann. Aber: „Im Herbst bunkern wir schon einen Teil der Getränke an der Mittelstation“, erklärt Armin Meitinger, „die Kapazitäten sind jedoch begrenzt.“ Darum rollt während der gesamten Saison der Nachschub. Und da hoch oben ja viele frische Produkte verwendet werden, muss die „Nahrungskette“ funktionieren. Wie kreativ dabei die Gastro-Mitarbeiter vorgehen, beweisen sie im Sommer, der sie vor andere Herausforderungen stellt.
Wenn Speiseeis für die sieben Minuten lange Fahrt vom Tal auf den Berg angekündigt ist, dann holen sie es mit einer mobilen Kühltruhe ab, die sie eigens entwickelt haben. Bei minus 30 Grad gelangen Schoko- und Vanille-Eis darin wohlbehalten und ohne Unterbrechung der Kühlkette auf den Berg und müssen nicht unter sommerlicher Hitze leiden.
Bilder: Elena Alger, Brent Hofacker / Shutterstock, Oberstdorf Tourismus