Meine Freundin Cecilé und ich sitzen in Riezlern auf der Terrasse der „Cantina“ und lassen uns frischen Pfefferminztee schmecken. Unsere Köpfe sind zur Sonne ausgerichtet, die Beine langgestreckt. Einer der grünblauen Skibusse düst an uns vorbei. „Hm, den nächsten Bus Richtung Hirschegg nehmen wir dann, oder?“, fragt Cecilé. Ich schiele auf die Uhr: 10.15 Uhr. Ja, der nächste gehört uns!
Wir zwei Mädels brauchten dringend einen Tapetenwechsel, mal wieder Durchatmen, und das am besten in einer Region die neben Pisten- auch perfektes Winterwandervergnügen bietet. Weniger „Atemlos“ in der Aprés-Ski-Bar, mehr Durchatmen bei Pfefferminztee. Da kam uns das Kleinwalsertal gerade recht. Ich klickte auf den Button „Buchen“, und zwar im gleichen Moment, als Helene im Radio dudelte...
Zwei Wochen später saßen wir im Auto Richtung Riezlern. Vor uns ein langes Wochenende, das wir mit Wandern auf bequemen Wegen und viel Naturerlebnis verbringen wollten. Auf der gut dreistündigen Anreise blieb selbstverständlich genügend Zeit, um unserer Neurosen nachzugehen: Habe ich alles eingepackt? Die Haustür wirklich abgeschlossen? Sind meine Wanderschuhe dabei? Wo ist eigentlich mein Handyladegerät?! Nach einiger Zeit kamen wir einstimmig zu dem Ergebnis: alles gut - alles dabei. Kleinwalsertal, wir kommen!
Nun sitzen wir bei Tee auf der Terrasse und besprechen noch einmal unsere Wanderung. Kartenmaterial hatten wir bereits organisiert, genauso wie Tipps zur Tour und das Versprechen, dass noch niemand verloren ging. Nachdem uns die Dame vom Tourismusbüro noch erklärte, dass die drei Hütten ab Bergstation Heuberglift in ca. 1,5 Stunden gemütlich zu gehen seien, war unser Ehrgeiz geweckt. Drei Hütten für drei Gänge: Sonna Alp (Vorspeise), Maxhütte (Hauptgang) und Bühlalpe (Nachspeise). Wir waren hungrig – auf Bewegung und leckere Köstlichkeiten.
Gegen 11 Uhr stiegen wir an der Haltestelle „Walserhaus“ aus dem Bus der Linie 1 und befanden uns praktischerweise schon am Ausgangspunkt unserer Wanderung. Bewaffnet mit Karte, Kompass und Kamera ging es bergwärts - sicher ist sicher...
Ausgangsort ist das Walserhaus in Hirschegg, hier kann man sich entscheiden, ob man mit dem Lift nach oben schwebt oder über den Rohrweg zur Bergstation des Heuberglifts hinaufwandert: ca. 250 Höhenmeter gilt es dann zu bewältigen. Ein kurzweiliger Anstieg mit herrlichem Blick ins Tal. Unsere Sorge, den Weg vielleicht nicht zu finden, war unbegründet. Die Beschilderung ist perfekt. Auf Höhe der Bergstation Heuberglift angekommen, beginnt eine gut präparierte Wanderstrecke, die durch lichten Bergwald zur Bergstation Zaferna (1.420 m) und der Sonna Alp - zur Vorspeise - führt.
Wir hatten uns für die erste Etappe viel Zeit gelassen und standen nun pünktlich wie die viel zitierten Maurer um 12 Uhr vor der Hütte. Wir lassen die mit sonnenhungrigen Wanderern überfüllte Terrasse links liegen und gehen rein. „Servus“, werden wir am Eingang begrüßt, „wollt’s essen?“ Ja, wollen wir!
Wir werden um ein wenig Geduld gebeten, es wird ein Tisch für uns hergerichtet.
Für die Wartezeit gibt es ein Schnäpschen aufs Haus - na dann, Prost!
Keine Viertelstunde später nehmen wir Platz und studieren die Karte. Unsere Wahl fällt auf gebackenen Limburger an Salatbukett. Es schmeckt vorzüglich, auch die Hütte selbst hat es uns angetan: Moderner Alpenstil, einfache, typische Gerichte, neu interpretiert und frisch zubereitet.
Auf dem Weg zum nächsten Etappenziel schlendern wir in leichtem bergauf und -ab Richtung Maxhütte (1.380m). Von der Sonne verwöhnt, laufen wir beinahe am Wegschild vorbei. Bitte bremsen und links abbiegen: ein wenig steil geht es die ersten Meter auf einer Forststraße, später wechseln wir auf einen schmalen Pfad, der uns in einen dichten Wald führt. Wir pirschen durch das Holz und sehen nach der nächsten Biegung schon die Hütte.
Ein Schild weist auf die „Freundliche Selbstbedienung“ hin. Wir folgen der Aufforderung und treten in die Stube ein. Unsere Essenswahl fällt auf den deftigen Eintopf, den uns der Hüttenwirt höchstpersönlich und wortreich über die Theke schiebt. Wir schlüpfen wieder hinaus, des Wetters wegen, und lassen es uns schmecken. Noch eine Tasse Kaffee, dann geht’s zurück auf den Hauptweg - Dessert, wir kommen.
Gute 20 Minuten später stehen wir auf der letzten Sonnenterrasse des Tages. Sie gehört zur Bühlalpe, unserer Zieletappe. Wir bestellen „Helmuts weltberühmten Kaiserschmarrn“, der hatte uns schon auf der Hütten-Homepage neugierig gemacht, und werden nicht enttäuscht. Nach dem Schmarrn wechseln wir in die Liegestühle. Langsam neigt sich unsere 3-Hütten-3-Gänge-Tour dem Ende zu, und was mit einem Schnäpschen begonnen hat, sollte man auch wieder so beenden - finden wir zumindest.